Drohne höher als 120m fliegen – das ist erlaubt

Mario Marek Von Mario Marek 3 Min. Lesen

Eine Voraussetzung der Open Kategorie ist, dass man nur 120 Meter über Grund (Above Ground Level = AGL) fliegt. Manche Befliegungen erfordern jedoch aus verschiedenen Gründen eine Flughöhe von mehr als 120 m, z.B. für einen besseren Aufnahmewinkel, eine höhere Flächenleistung pro Flug, eine optimale Flughöhe für Sensoren oder einfach auf Wunsch des Auftraggebers.

Welche Flüge über 120 Meter in der Open Kategorie noch möglich sind und welche Alternativen es gibt, erklären wir in diesem Blogbeitrag.

“Höhe über Grund”

Im Flachland ist die 120 Meter-Regelung leicht umsetzbar und eindeutig: man liest den angezeigten Wert der aktuellen Flughöhe der Drohne auf der Fernsteuerung oder mittels Telemetrie ab und hält diese unter 120 Meter über Grund.

Animation der 120m Regelung für Drohnenflüge
120 m über Grund sind im Flachland einfach einzuhalten. Bild: EASA

Wie die Grafik zeigt, ist im Flachland alles klar. Was passiert aber, wenn sich die Höhe des überflogenen Geländes – also die Höhe über Grund – ändert? Das Gelände steigt oder fällt? Was ist dann die maximal erlaubte Flughöhe der Drohne in diesem hügeligen oder gar gebirgigen Gelände? Wo ist der Bezugspunkt – muss ich 120 Meter im Lot oder über meinem Startpunkt fliegen?

Was ist die maximal erlaubte Flughöhe einer Drohne im Gebirge?

Article 4 (1)(e) Regulation (EU) 2019/947 – ‘Open’ category of UAS operations lautet dazu folgend (frei übersetzt aus dem Englischen):

“Während des Fluges bleibt das unbemannte Luftfahrzeug innerhalb eines Abstands von 120 Metern zum nächstgelegenen Punkt der Erdoberfläche, es sei denn, es überfliegt ein Hindernis, wie in Teil A des Anhangs angegeben”

“Zum nächstgelegenen Punkt der Erdoberfläche” bedeutet , dass die Flughöhe über Grund im Gebirge oder hügeligem Gelände nicht im Lot nach unten gemessen wird, sondern die kürzeste Distanz der Drohne zu einem Punkt auf der Erdoberfläche. Dieser Punkt kann auf steilen Felswänden, Hängen, oder Almen liegen – wird aber in keiner Form auf der Fernsteuerung oder Telemetrie angezeigt, was ein Einhalten schwieriger macht. Nichtsdestotrotz, kann die Flughöhe über Grund im Lot um vieles größer sein als 120 Meter, sofern die kürzeste Distanz zum Berg kleiner als 120 Meter ist.

Drohnen-Flughöhe-120-meter-bezugspunkt-am-hang
Ein Flug am Berg ist erlaubt solange die kürzeste Distanz zu einem Punkt auf der Erdoberfläche weniger als 120 m beträgt – auch wenn die Lotrechte um vieles größer ist. Bild: EASA, Annex to Regulation (EU) 2019/947 Part A – UAS.OPEN.010 General provisions, p.262

Ist das Überfliegen von hohen Bauwerken erlaubt?

Eine weitere Ausnahme besteht bei der Befliegung von Infrastrukturen mit großer Höhe (über 105 Meter):

“(3) Beim Flug eines unbemannten Luftfahrzeugs innerhalb eines horizontalen Abstands von 50 Metern zu einem künstlichen Hindernis, das höher als 105 Meter ist, kann die maximale Höhe des UAS-Betriebs auf Antrag der für das Hindernis verantwortlichen Stelle um bis zu 15 Meter über die Höhe des Hindernisses erhöht werden.”

(EASA, Annex to Regulation (EU) 2019/947 Part A – UAS.OPEN.010 General provisions, p.261 (frei übersetzt aus dem Englischen))

Flughöhe-120-m-Obstacle
Ein Flug innerhalb von 50 Metern rund um eine über 105 Meter hohe Infrastruktur ermöglicht das Überschreiten der Flughöhe um 15 Meter über die Höhe dieses Bauwerks ausschließlich nach Bewilligung des Infrastrukturverantwortlichen. Bild:EASA, Annex to Regulation (EU) 2019/947 Part A – UAS.OPEN.010 General provisions, p.262

Diese Ausnahme eignet sich besonders für Inspektionsflüge aller Art. Bei der Anwesenheit unbeteiligter Personen sind jedoch die für die jeweiligen Unterkategorien geltenden Anforderungen wie Mindestabstände oder die in A2 anzuwendende 1:1-Regel zu beachten. Darüber hinaus können nationale Regelungen wie z.B. Geozonen bestehen, die andere Mindest- oder Maximalflughöhen festlegen.

Alternative: Über 120 Meter fliegen

Wenn diese Ausnahmen für deine Flüge nicht ausreichen, solltest du bei Flügen über 120 Metern eine Betriebsgenehmigung für die Specific Kategorie mit Hilfe der SORA (Was ist SORA?) einholen. Diese umfassende Risikoanalyse bewertet das mit Flughöhen über 120 Meter verbundene Risiko eines Zusammenstoßes in der Luft mit bemanntem Luftverkehr.

Dazu benötigt man Informationen zur Luftraumstruktur, zu erwartender Flugverkehrsdichte und speziellen Aktivitäten im Luftraum. Unser Tool wingman liefert dir nach Angabe der Flugroute alle Informationen die du brauchst, berechnet automatisch die Luftrisikoklasse, identifiziert zu benachrichtigende Stellen und hilft dir so das Risiko zu reduzieren, Zeit zu sparen und die Dokumente für die Betriebsgenehmigung vorzubereiten.

Solltest du dennoch einmal persönliche Hilfe benötigen, steht dir natürlich unsere SORA-Beratung zur Verfügung. Wenn du ernsthaft Flüge in der Specific Kategorie in Erwähnung ziehst, kannst du jederzeit unter dem Link ein kostenloses Erstgespräch mit uns vereinbaren. Wir unterstützen dich gerne bei der Umsetzung deiner Drohnenprojekte.

Folgen:
Mario konnte nach seinem Bachelor und Masterstudium Luftfahrt Erfahrungen in einem Innovationslabor für Drohnen sammeln und erkannte die Herausforderungen, die mit der Einführung der EU-Drohnenverordnung in der Specific Kategorie auf Drohnenbetreiber zukommen sollten. Durch zahlreiche Anträge für Betriebsgenehmigungen meisterte er das Specific Operations Risk Assessment (SORA) und darf sein Wissen seit 2023 bei skyzr als UAS Specialist unter anderem zur Entwicklung des wingman SORA Tools einbringen. Sein größtes Ziel ist es, jeden noch so herausfordernden Drohnenanwendungsfall zu ermöglichen - daher setzt er alles daran, sein Wissen um die SORA-Methodik, Drohnenanwendungen und Risikomilderungen einer breiten Masse zugänglich zu machen.    
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